Etwas Altes geht, etwas Neues entsteht

Der alte Coffee Store am Ständeplatz in Kassel schließt und macht Platz für ein neues Café. Mit einem überarbeiteten Konzept wollen die neuen Besitzer frischen Wind in die Innenstadt bringen. Für dieses Konzept musste auch eine neue Beleuchtung angeschafft werden, an der ich mitwirken durfte. Auf Empfehlung einer Kommilitonin bin ich zu dieser Arbeit gekommen, vielen Dank! Das Interieur verbindet neue, moderne und alte, übernommene Elemente. Ich machte mehrere Entwürfe zu Hängelampen, die zu diesem Design passen könnten. In Absprache mit den Gastronomen einigten wir uns auf ein Leuchtenkonzept, welches einen alten Fachwerkbalken neu aufleben lässt.

So entstanden in kürzester Zeit vier Hängelampen, welche ab der Eröffnung Anfang Mai über dem Tresen hängen werden.

Aber auch der Unibetrieb geht weiter, das neue Semester hat begonnen und neue Projekte stehen an. Der erste Workshop in diesem Semester beschäftigt sich mit einer „Kettenreaktion“, welche später 20m lang sein wird. Wir wurden in Gruppen eingeteilt, von der jede zwei Meter der Reaktion gestalten wird. Ich bin schon auf das Endergebnis gespannt.  Für unseren Teil sind schon etliche Gummibänder angekommen, mit denen wir verschiedenste Mechanismen realisieren werden.

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Wettlauf gegen die Zeit

10 Tage und 21 Stunden standen auf dem Countdown als eine Kommilitonin und ich uns zusammensetzten, um etwas für einen Wettbewerb vorzubereiten. Da der Einsendeschluss also kurz bevorstand, haben wir uns von unserer anfänglichen Idee, eine ganze Möbelreihe zu gestalten, verabschiedet und haben uns so erstmal auf ein Projekt konzentriert. Schon bei der Möbelreihe, die wir anfänglich gestalten wollten, sind wir an der Form des Trapezes hängengeblieben. Diese Form wollten wir nun auch in unsere Bank übertragen. Ein paar Stunden und Modelle später konnten wir uns auf einen finalen Entwurf einigen. Dieser musste jetzt noch in die Realität umgesetzt werden. Dabei waren wir auf viel externe Hilfe angewiesen, bei der sich schnell herausstellte, dass die Zeit unser größter Feind war. Wir hatten mehrere „Worst Case Szenarien“ in unserem Zeitplan vermerkt, bei denen wir das ganze Projekt abgebrochen hätten. Nach etlichen Telefonaten und Gesprächen mit den Herstellern waren wir aber zuversichtlich, dass der Plan aufgehen würde.

Rendering WLDA

Unter der Woche waren wir dann unterwegs zwischen Kassel und Braunschweig, um Teile zu beschaffen und die Bank schlussendlich zu montieren. Damit wir am Wettbewerb teilnehmen konnten, mussten wir noch Fotos von der Sitzgelegenheit schießen und ein Exposé gestalten. In einer Nachtschicht konnten wir noch kurz vor Abgabe alle unsere Unterlagen einreichen und müssen uns jetzt gedulden, ob wir unter den zehn Nominierten sind.

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Exposé

Kettenreaktion

Drei Monate sind mittlerweile in meinem Studium verstrichen, in denen ich viele neue Programme, Materialien und Methoden kennengelernt habe. Doch ist das Studium in Kassel viel mehr praktisch als theoretisch ausgerichtet. Die Kunsthochschule bietet mit 14 Werkstätten ein breites Spektrum um seine Ideen zu verwirklichen. Von der Metall- und Holzverarbeitung über die Buchbinderei bis hin zur Weberei ist für jeden etwas dabei.

In einem Workshop Anfang Dezember haben wir unter Anleitung eines isländischen Designers das Thema: „RethinkRenew & Refurbish“ bearbeitet. Es standen sieben Kategorien zur Auswahl: Schmuck, Gefäße, Taschen, Schreibwaren, Spielwaren, Lampen und Kochutensilien. Ich wurde der Gruppe „Lampen“ zugeteilt, welche auch meine erste Wahl war.
Im Vorfeld des Workshops sollten wir Gegenstände besorgen, von denen wir der Meinung waren dass man diesen eine neue Funktion geben könnte und vor allem, dass es kein Problem wäre mehrere dieser Objekte besorgen zu können, damit das Projekt auch in einer kleinen Serie realisierbar wäre. Einer meiner drei Gegenstände war eine alte Fahrradkette, die sich für einen meiner ersten Entwürfe einer beweglichen Leuchte bestens eignete.
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Allerdings brauchte ich nicht nur eine, sondern zig Fahrradketten. Ich rief einen örtlichen Fahrradreparaturservice an, der mir auch sofort anbot in seinem Schrottlager nach alten Fahrradketten Ausschau zu halten. Eine Stunde wühlte ich mich also durch die öligen Abfälle des Ladens, umso zum Schluss ca. 60 alte Fahrradketten in der Hand zu halten. Als Erstes musste ich diese vom Öl befreien, also legte ich alle Ketten in eine Wanne voll Benzin und ließ sie über Nacht einweichen. Am nächsten Tag konnte ich das alte Öl leicht mit einem Tuch von den Ketten abwischen.
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Die nächsten Stunden verbrachte ich damit die Ketten in gleiche lange Stücke zu teilen, dafür habe ich mir aus dem Fahrradladen einen Kettennieter mitgebracht. Nach gefühlten hundert Nieten die ich aus den Ketten gepresst habe, musste ich diese mit einer Langen Niete nun übereinander stapeln und wieder verbinden. Die langen Nieten bog ich am Ende um, sodass diese gleich zu einer Halterung für die Glühbirne wurden.


Am Ende ergab sich also eine Leuchte die in ihrer Form modular ist, man kann sie eindrücken und wieder auseinanderziehen. Durch die Bewegung der Ketten entsteht immer ein neues Lichtspiel im Raum, welches man seinen persönlichen Vorlieben anpassen kann.

 

Insgesamt gab es in den verschiedenen Kategorien über 30 Ergebnisse, die alle auf ihre Art einzigartig waren.