Kettenreaktion

Drei Monate sind mittlerweile in meinem Studium verstrichen, in denen ich viele neue Programme, Materialien und Methoden kennengelernt habe. Doch ist das Studium in Kassel viel mehr praktisch als theoretisch ausgerichtet. Die Kunsthochschule bietet mit 14 Werkstätten ein breites Spektrum um seine Ideen zu verwirklichen. Von der Metall- und Holzverarbeitung über die Buchbinderei bis hin zur Weberei ist für jeden etwas dabei.

In einem Workshop Anfang Dezember haben wir unter Anleitung eines isländischen Designers das Thema: „RethinkRenew & Refurbish“ bearbeitet. Es standen sieben Kategorien zur Auswahl: Schmuck, Gefäße, Taschen, Schreibwaren, Spielwaren, Lampen und Kochutensilien. Ich wurde der Gruppe „Lampen“ zugeteilt, welche auch meine erste Wahl war.
Im Vorfeld des Workshops sollten wir Gegenstände besorgen, von denen wir der Meinung waren dass man diesen eine neue Funktion geben könnte und vor allem, dass es kein Problem wäre mehrere dieser Objekte besorgen zu können, damit das Projekt auch in einer kleinen Serie realisierbar wäre. Einer meiner drei Gegenstände war eine alte Fahrradkette, die sich für einen meiner ersten Entwürfe einer beweglichen Leuchte bestens eignete.
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Allerdings brauchte ich nicht nur eine, sondern zig Fahrradketten. Ich rief einen örtlichen Fahrradreparaturservice an, der mir auch sofort anbot in seinem Schrottlager nach alten Fahrradketten Ausschau zu halten. Eine Stunde wühlte ich mich also durch die öligen Abfälle des Ladens, umso zum Schluss ca. 60 alte Fahrradketten in der Hand zu halten. Als Erstes musste ich diese vom Öl befreien, also legte ich alle Ketten in eine Wanne voll Benzin und ließ sie über Nacht einweichen. Am nächsten Tag konnte ich das alte Öl leicht mit einem Tuch von den Ketten abwischen.
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Die nächsten Stunden verbrachte ich damit die Ketten in gleiche lange Stücke zu teilen, dafür habe ich mir aus dem Fahrradladen einen Kettennieter mitgebracht. Nach gefühlten hundert Nieten die ich aus den Ketten gepresst habe, musste ich diese mit einer Langen Niete nun übereinander stapeln und wieder verbinden. Die langen Nieten bog ich am Ende um, sodass diese gleich zu einer Halterung für die Glühbirne wurden.


Am Ende ergab sich also eine Leuchte die in ihrer Form modular ist, man kann sie eindrücken und wieder auseinanderziehen. Durch die Bewegung der Ketten entsteht immer ein neues Lichtspiel im Raum, welches man seinen persönlichen Vorlieben anpassen kann.

 

Insgesamt gab es in den verschiedenen Kategorien über 30 Ergebnisse, die alle auf ihre Art einzigartig waren.